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Sonnenfinsternis 2008


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SOFI IM WÜSTENCAMP

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VIDEOS

Dieser Bericht basiert auf dem Livereport, den wir während unserer Reise in China erstellt haben.
SAMSTAG, 02.08.2008: Der Tag danach

Nach einer SoFi verlassen die "Eclipse-Chaser" in der Regel ziemlich bald den Schauplatz des Geschehens. Das ist in Jiayuguan nicht anders. Um 09:00 Uhr verabschieden wir die Gruppe von Sterne & Weltraum; die anderen Gruppen und Einzelgäste sind fast alle bereits in der Nacht oder am frühen Morgen abgereist. Zurück bleibt nur die Kurzflug-Gruppe, die heute noch ein ausgiebiges Besichtigungsprogramm hat.
In China finden alle Mahlzeiten früher statt, als wir das gewohnt sind. Als Stephan um kurz nach neun im Speisesaal auftaucht, ist es bereits zu spät für das Frühstück. Meine gestern am Straßenrand erstandene Melone erweist sich nun als Retterin in der Not. Mit einem winzigen Taschenmesser wird sie in Stephans Zimmer geschlachtet. So gestärkt nehmen Angi und Stephan ab 10:00 Uhr am Besichtigungsprogramm der Kurzflug-Gruppe teil.

Qilian Shan
Strahlend blauer Himmel am Morgen nach der SoFi - Blick auf das Qilian Shan

Qilian Shan
Die höchsten Gipfel erreichen etwa 5500 m.

Willkommen
Das Jiayuguan International Hotel

Nur 15 Stunden nach der SoFi bin ich nun der letzte von fast 100 Reiseteilnehmern, der noch im Jiayuguan International Hotel verblieben ist. Neue Gäste treffen ein, z.B. eine Hochzeitsgesellschaft, die lautstark mit einer Knallkörperkette begrüßt wird. Ich dusche gemütlich, packe dann meine Sachen und checke gegen Mittag aus.

Mit dem Taxi geht es ins Eclipse City Office, wo Rico, Liu Si und ich ein erstes Fazit ziehe; und das lautet: "Weniger ist mehr". Zu dicht gedrängt war das Programm von Eclipse City gestern vor der SoFi, zu lang waren die Tagesetappen bei der Reise "Östliche Seidentstraße", zu kurz die Nachtruhe bei mehreren Etappen von "SoFi an der Seidenstraße". Viele Reisende hatten kaum Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen. Und natürlich ist die Frage zu stellen, ob ein derartiger Aufwand, wie ihn Eclipse City getrieben hat, Sinn macht. Mit viel weniger Einsatz hätte man fast das gleiche bieten können - fast, denn man hätte auf 20 Sekunden Totalität verzichten müssen, die Zentrallinie wäre wahrscheinlich unerreichbar geblieben - ein Youtube-Video zeigt, wie die SoFi in Jiayuguan zu sehen war. Hätte, wäre, wenn .... es war für alle Beteiligten eine spannende Zeit, mit vielen neuen Erfahrungen, positiven und weniger positiven. Zwei Jahre Vorbereitungszeit liegen nicht nur hinter Eclipse City, sondern auch hinter Eclipse-Reisen.de. Und wir möchten diese Zeit nicht missen.

Via Internet und Telefon trudeln so nach und nach Meldungen von den anderen Beobachtungsorten ein. Aus Novosibirsk erfahren wir per Email, dass die Gruppenreise, die Olympia Reisen für uns organisiert hat, erfolgreich verlaufen ist. In Yiwu war es von der Bewölkung her knapp, auch in Novosibirsk musste man lange zittern. An beiden Standorten war die Finsternis dann aber ähnlich eindrucksvoll wie hier bei uns. In Yiwu gab es ein paar Probleme mit den angeheuerten Personal, die das Eclipse City-Team mit viel Einsatz lösen konnte. Aus Bulgan, dem wichtigsten Beobachtungsort in der Mongolei, wird von einwandfreien Bedingungen berichtet. Auch der holländische Tourguide, mit dem ich am Mittwoch auf der SEML diskutiert hatte, meldet sich eben dort noch einmal. Er ist mit seiner Gruppe letztlich in dem Camp am Ortsrand von Jinta gelandet; seine Kunden waren offenbar von der Finsternis begeistert. Trotz vielfach guter Bedingungen - den Komet hat offenbar niemand gesehen, auch nicht mit Fernglas oder Teleskop. *
Auf den ersten Blick verblüffend ist die gestrige Besucherzahl auf sofi2008.de, die aus einer automatisch generierten Infomail von Eurocounter hervorgeht: 14483. Der Grund für das enorme Interesse ist natürlich, dass die SoFi auch in Mitteleuropa zu sehen war, und das bei vielfach ganz ordentlichen Wetterbedingungen.

Zeitweise verlegen wir den Arbeitsplatz in eine benachbarte Garküche, wo es für ein paar Yuan unglaublich schmackhaftes Essen gibt. Ich vermisse derweil mein Zweithandy mit der chinesischen Karte. Möglicherweise habe ich es im Hotelzimmer vergessen. Liu Si ruft dort an; man hat beim Aufräumen nichts gefunden. Bleibt nur die Möglichkeit, dass mir das Telefon im Taxi aus der Jackentasche gerutscht ist. Nun ja, dann werde ich es wohl kaum wiedersehen; ich kenne ja nicht einaml die Nummer des Taxis. Da das Gerät nur 60 Euro gekostet hat und mit einer Prepaid-Karte bestückt ist, hält sich der Ärger über den Verlust in Grenzen.

Eclipse City Office
Der letzte schließt ab? Nicht ganz, ein paar Tage dauert es noch, bis das Eclipse City Office endgültig geschlossen wird.

In der Zwischenzeit hat die Kurzflug-Gruppe den als "Overhanging Wall" bekannten Abschnitt der Großen Mauer und das Mauermuseum besichtigt. Ivy ist hier nach wie vor Reiseleiterin. Wahrscheinlich denkt keiner der etwa 50 Personen, die über die Mauer spazieren, in dem Moment daran, dass er gerade den vielleicht besten Beobachtungsort für eine zukünftige Sonnenfinsternis inspiziert - am 02.09.2035 zieht der Kernschatten erneut über Jiayuguan. Und bereits gestern haben hier zahlreiche Chinesen und einige Touristen die Schwarze Sonne erlebt (Foto von Mike Simmons, Video von Janne Pyykkö).

Hier ist Angis Bericht vom Mauerbesuch:
"Wir fahren mit dem Bus aus der Stadt raus zur Großen Mauer. Um genau zu sein, zu deren westlichem Ende. Auf dem Weg dorthin klappern wir aber noch verschiedene Hotels ab, um dort andere Teilnehmer aufzugabeln. Dabei treffen wir immer wieder auf chinesische Hochzeitspaare, die vor den Hotels lautstark mit Feuerwerk, Knallern und Böllern und mit viel Glitzerkram erwartet werden. An unserem Ziel angekommen staunen wir erstmal nicht schlecht: Da erwartet man eine öde steinernen Mauer mitten in der Ödnis der Gobi und was findet man? Ein riesiges steinernes Tor mit hölzernen Treppen und Gängen umgeben von einer blühenden grünen Oase. Ich für meinen Teil bin überrascht und beeindruckt. Doch wir sind nicht nur wegen des (rekonstruierten) Tors hierher gekommen. Also mache auch ich mich auf den Weg und besteige nun die 'Überhängende Mauer' mit ihren gefühlten drei Millionen Stufen. Die Sonne brennt von oben erbarmungslos auf uns hinab. Aber wir alle sind tapfer und werden dafür mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Oase unter uns, die Stadt Jiayuguan, die Wüste Gobi und die umliegenden Gebirge belohnt. Leider ist auch dieser Teil der Mauer rekonstruiert. Wieder unten angekommen werden wir von dutzenden Kamelen erwartet. Bei näherem Hinsehen merken wir aber schnell, dass die aus Ton gemacht sind. Das erklärt auch, warum die bei all den Touristen um sie rum so ruhig stehen bleiben ... "

Overhanging Wall
Die bekannteste Sehenswürdigkeit von Jiayuguan ist ein Abschnitt der Großen Mauer.

Overhanging Wall
Dieser Abschnitt wird als "Overhanging Wall" bezeichnet; man sieht, warum.

Ton-Kamele
Diese Kamele stehen auf tönernen Füßen.

"Auf dem Rückweg unterhalte ich mich mit Joe Cali über die gestrige SoFi, aber auch über vergangene und zukünftige. Weiter geht unser Ausflug dann zum Mauer-Museum. Dort erfahren wir alles über den Bau und die Geschichte der Großen Mauer, über die unterschiedlichen Bauweisen und Funktionen der verschiedenen Abschnitte und Türme. Gleich beim Museum ist auch ein Restaurant, in dem wir dann unser Mittagessen einnehmen. Naja, die anderen jedenfalls. Ich bin beim Anblick des Essens etwas skeptisch und frage mich, wie die hier mitten in der Wüste an Seegurken und Quallen kommen. Jedenfalls sieht das für mich alles danach aus und schmecken tut es mir auch nicht. Also mal wieder nur Schonkost für mich. Wer nicht viel schläft, muss ja auch nicht viel essen.... Stefan wollte eigentlich mit dem Taxi nachkommen. Bisher ist er noch nicht aufgetaucht und auf seinem chinesischen Handy kann ich ihn nicht erreichen. Er geht nicht ran. Dabei wollte ich ihn fragen, ob ich ihm ein paar Seegürkchen einpacken soll ... Erst hinterher erfahre ich, dass er mit Liu Si und Rico in einer Garküche essen war und sein Handy im Taxi verloren hatte."

Jiayuguan Museum
Das Museum vermittelt viel Wissenswertes zur Großen Mauer und Ihrer Geschichte.

Marco Polo
Ein Diorama zeigt mir lebensgroßen Figuren die Ankunft Marco Polos in China.

Gegen 16:00 Uhr fährt der Bus mit der Gruppe am Office vor, um Rico und mich abzuholen. Wir fahren zu einer Besichtigung des Weinkellers von Jiayuguan, in dem 7000 Fässer lagern. Es handelt sich angeblich um den größten Weinkeller Asiens, finanziert - wie wohl fast alles in dieser Stadt - vom Stahlwerk. Die Aufmerksamkeit für die Erläuterungen ist bisweilen nicht so groß, die Teilnehmer diskutieren über den gestrigen Tag, ihre Erlebnisse, ihre Fotos.

Weinkeller
Blick in den größten Weinkeller Asiens


Das Video gibt einen Eindruck von den gewaltigen Ausmaßen des Weinkellers.

Weinkeller
Ivy (rechts) und die lokale Führerin erläutern den Übersichtsplan des Weinguts.

Vom Weinkeller geht es zum Airport, wo vor dem Eingang noch ein Gruppenfoto aufgenommen wird. Plötzlich teilt mir Ivy mit, dass Sie einen Anruf vom Jisco-Hotel erhalten hat. Dort ist mein Handy aufgetaucht! Der Taxifahrer hat es gefunden und konnte sich erinnern, dass ich ins Hotel gegangen bin. Im Hotel wiederum war klar, dass ein Ausländer nur zu Eclipse City gehören kann. Man hat dann wohl über Liu Si Ivys Nummer erhalten. Wir vereinbaren, dass der Taxifahrer das Telefon zum Airport raus bringt; ich werde ihm die Fahrt bezahlen. Nach der wundersamen Rückkehr meines Handys geht es zum Check-In. Angi hat inzwischen mit Ihrer Schwester Nicole telefoniert, die als Kundenbetreuerin für uns den LTU-Nordpolflug begleitet hat. Hoch über der Arktis wurde die Finsternis mit großer Begeisterung erfolgreich beobachtet.

Gruppenbild
Gruppenfoto mit den Teilnehmern der Kurzflug-Reise.

Die Wartezeit auf den Rückflug - mit einer weiteren Sondermaschine - ist sehr recht lang, denn das Flugzeug hat Verspätung. Doch mit zahlreichen Gesprächen vergeht die Zeit fast zu schnell. Wir unterhalten uns lange mit Joe Cali, der in Brisbane lebt, über die Sonnenfinsternis 2012 in Cairns. Joe hat dort bereits ein Scouting durchgeführt und zeigt uns auf seinem Notebook einige Fotos aus der Gegend. Um 21:40 hebt die Maschine der Shanghai Airlines dann ab, um via Xi'an zurück nach Pudong zu fliegen, wo wir tief in der Nacht eintreffen. Während des Fluges werfen wir einen Blick in die englischsprachigen chinesischen Zeitungen, in denen wir Berichte über die SoFi finden (China Daily, Shanghai Daily).
Angi liest wieder in einem dicken Buch, sie hat inzwischen mit dem zweiten Mittelalterroman begonnen.

Chinglish
Ein typisches Beispiel für Chinglish.

Notebooks
Einige Teilnehmer nutzen die Wartezeit, um ihr Fotomaterial auszuwerten.

Gobi
Ein letzter Blick aus der Abfertigungshalle des Airports aus die Wüste und das im Dunst liegende Qilian Shan.


* Mitte August wurde durch mehrere Postings auf der SEML klar, dass einige Leute während der Totalität gezielt nach dem Kometen Ausschau gehalten hatten. Joe Rao z.B. schrieb:
In Dusseldorf, we too heard about the comet just prior to boarding our flight to rendezvous with the eclipse over the Arctic. We examined the SOHO imagery on laptops to note the position of the comet relative to the Sun; we had no clue as to exactly how bright it was. Some "guesstimated" it might have been as bright as second magnitude, and while a few made a concerted search for it during totality, nobody saw any trace of it.
Fast schon verärgert klang ein Posting von Jay Pasachachoff:
We have lots of photos from Akademgorodok with all kinds of exposures, and no comet was seen. It is too bad that we got this false alarm, since we wound up devoting resources to trying to photograph the comet and used some lenses that had wider fields of view than we otherwise would have used.

Von falschem Alarm konnte aber nicht so ganz die Rede sein - der Komet blieb lediglich viel lichtschwächer, als sich das einige im ersten Ü,berschwang vielleicht erhofft hatten. Es bedurfte schon der Bildbearbeitungskünste eines Miloslav Druckmüller um den Mini-Schweifstern sichtbar zu machen. Ende September veröffentlichte Druckmüller Kompositfotos, aufgenommen in Novosibirsk und in der Mongolei, die den Kometen zeigen.



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