SOFI IN DER SÜDSEE

IHR INFOPORTAL ZUR TOTALEN SONNENFINSTERNIS AM 11.07.2010

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Sonnenfinsternis 2010


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Eclipse 2010

IM SCHNEE DER ANDEN

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SONNTAG, 11.07.2010: TOTALE SONNENFINSTERNIS

Kaum am Hotel angekommen, geht es um 13:30 Uhr nach einem Gruppenbild für einen Teil der Eclipse City Gäste auch schon weiter. Die anderen folgen um 14:30 Uhr und 15:30 Uhr. In geländegängigen Fahrzeugen fahren wir auf den nahe gelegenen Berg, wo das Eclipse City Camp (Ortsmarke für GoogleEarth) bereits auf uns wartet. Die Fahrt (Video auf Youtube) dauert eine ganze Stunde, unterwegs werden noch Schneeketten aufgezogen. Der Ausblick, der sich auf dem teils steilen Weg bietet, ist atemberaubend. Wir schauen auf El Calafate, den Lago Argentino und die Andenkette im Westen. Und das alles im strahlenden Sonnenschein und unter klarem blauem Himmel. Oben angekommen wird es dann schlagartig kalt, denn es fegt ein kräftiger Wind über die Bergkuppe. Aber die Aussicht entschädigt für alles! Melanie teilt Essensmarken aus, mit denen man sich jeweils zwei argentinische (was sonst?!?) Steaks im Brötchen in der Feldküche abholen kann. Alkoholfreie Getränke und Rotwein gibt es dort auch. Im kleineren der beiden Zelte werden Kaffee und Tee angeboten. Mich zieht es jedoch ins größere Zelt, welches zum einen über ein großes Heizgebläse und zum anderen über eine riesige Leinwand verfügt, auf der wir das Fußball WM-Endspiel verfolgen. Wenigstens teilweise. Wer zwischendurch ein gewisses Bedürfnis hat, muss dies übrigens nicht im Wind verrichten, sondern kann eines der beiden farblich der Landschaft angepassten Häuschen besuchen.
Nachdem der nächste Schwung der Eclipse-Chaser eingetroffen ist, füllt es sich langsam auf dem Hügel, denn die ersten Stative werden aufgebaut und das gesamte Equipment wird nach und nach vorbereitet. Die Spannung steigt.

Im Westen zeigen sich erste kleine Wölkchen über den Bergen. Schnell wird jedoch klar, dass die uns in keiner Weise stören werden. Im Gegenteil, sie bilden einen ansprechenden Rahmen als Kulisse für die sich langsam verfinsternde Sonne. Unaufhaltsam schiebt sich der Mond vor die Sonne, man meint bereits die Veränderung zu spüren und bald darauf sieht man auch, wie sich das Licht langsam ändert, fahler wird. Und plötzlich geht alles ganz schnell (Video auf Youtube): Rasant wird es merklich dunkler, die Schatten werden auf dem weißen Schnee sehr scharf. Rechts am Horizont hebt sich der Fitzroy (Foto) vor dem helleren Hintergrund des Streulichts ab. Die Nervosität steigt, die Spannung ist förmlich mit Händen greifbar. Dann ist der Schatten da! Überall höre ich Jubelrufe, vereinzelt auch das Tröten einer Mini-Vuvuzela, die Eclipse City mit den Survival-Kits verteilt hat. Der Anblick ist atemberaubend und einfach unglaublich. Der Mondschatten ist trichterförmig und sehr scharf begrenzt. Kurz frage ich mich, wie da diese Fototapete plötzlich herkommt und wer so gut mit Photoshop umgehen konnte. Das ist doch nicht real! Das kann gar nicht real sein! Oder etwa doch? "Da, Merkur!" ruft Rico hinter mir. Ich gucke kurz nach oben, drehe mich langsam im Kreis, um auch die anderen Himmelsrichtungen zu sehen und schaue dann wieder gebannt auf die strahlende Korona. Von Michael neben mir höre ich seit zwei Minute nur noch: "Eieiei!". Auch er ist fassungslos wie ich. Ich kann es gar nicht glauben. Niemals habe ich etwas Ergreifenderes gesehen, als dieses Naturschauspiel, das sich direkt vor meinen Augen abspielt. Die Sonne steht ganz tief und riesengroß über den Bergen, die Korona vibriert in einem intensiven Orange, die kleinen Wölkchen daneben strahlen in warmen Rot- und Goldtönen. Das Licht zaubert schöne Reflexe auf die verschneiten schroffen Berggipfel. Mit Michaels Fernglas will ich das Ganze etwas näher betrachten. Aber warum ist das so verschwommen? Zittere ich in der Kälte zu sehr? Nein, ich habe aus Versehen das Fernglas auf die Reflexion im See ausgerichtet. Also schnell nach oben korrigieren. Wahnsinn!
Ich versuche noch, das eine oder andere Foto mit meiner Handykamera zu knipsen, aber meine Finger sind steif gefroren. Ich hatte meine Handschuhe zu Hause vergessen. Und dann ist es auch schon wieder vorbei. Der Mond schiebt sich weiter und gibt ein Eckchen Sonnenlicht frei. Der Diamantring beim dritten Kontakt ist fast noch imposanter als beim zweiten Kontakt. Nur wenige Minuten später ist die Sonne vollständig hinter den Anden versunken. Zurück bleiben ein imposantes Farbspiel auf den Bergspitzen und leuchtende Augen unter den Eclipse-Chasern. In einigen sehe ich es verräterisch glitzern. Meine eigenen Augen kann ich nicht sehen, aber da dürfte es auch glitzern.

Ich gehe kurz zu Rico und Hilke, die hinter mir standen, und danke ihnen für die tolle Arbeit. Dann ziehe ich weiter, um mit Stefan die obligatorische "Post-Eclipse-Zigarette" zu rauchen. Die ewige Diskussion, ob man noch bis zum vierten Kontakt bleibt oder vorher abfährt, stellt sich heute ausnahmsweise nicht. Der vierte Kontakt findet diesmal ohne uns statt, denn die Sonne ist längst unter dem Horizont verschwunden. Daher bin ich froh, dass ich die Möglichkeit bekomme, gleich mit der ersten Tour wieder ins Tal zu fahren. Ich bin halb erfroren.
Die Fahrt bergab ist mehr als abenteuerlich. Unser Land Rover schwankt verdächtig auf der verschneiten Piste, er rutscht von rechts nach links und wieder zurück. Nichtsdestotrotz gibt unserer Fahrer Vollgas und wir werden im Fond ordentlich hin und her geschleudert. Später erfahre ich von einem Mitreisenden, dass der Fahrer währenddessen ausgiebig über das Fußball-Endspiel schwadronierte und wild gestikulierte. Meistens blieb dabei immerhin eine Hand am Steuer.

Im Hotel angekommen ziehe ich mich zuerst einmal um, zappe ein bisschen durchs TV, um zu sehen, ob die irgendwas über die SoFi bringen. Fehlanzeige. Nur eine Folge Simpsons, die ich noch nicht kenne, aber leider auf Spanisch. Erstaunlicherweise hat die spanische Marge Simpson die gleiche Stimme wie die deutsche. Na ja, jedenfalls früher, als sie noch von Elisabeth Volkmann gesprochen wurde. Um nicht einzuschlafen, gehe ich nach unten, frage an den öffentlichen und kostenfreien PCs in der Lobby meine Emails ab und gebe kurz Nachricht, dass wir erfolgreich waren. Aber auch wenn ich das so öffentlich im Internet kundtue, begreifen kann ich es noch nicht.
Ich treffe mich mit ein paar Mitreisenden zum Abendessen. Rico gesellt sich kurz dazu und erzählt noch ein bisschen. Er wirkt sehr gelöst. Wir alle sind müde, erschöpft und glücklich. Das Essen schmeckt mal wieder phantastisch, aber es dauert alles etwas länger als sonst, denn das Restaurant ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Wir reden über frühere SoFi-Reisen und über zukünftige. Über die gerade eben erlebte Finsternis sprechen wir kaum. Das muss sich erstmal setzen und langsam verarbeitet werden.
Zwei Stunden nach uns kommen auch die anderen vom Camp zurück. Nach einer unglaublich bunten Abenddämmerung betrieb man noch ein wenig Stargazing (Foto mit Venus und Regulus) und blickte auf das nächtliche El Calafate hinunter. Ab etwa 19:00 Uhr kam dann ein heftiger Wind auf, der eines der Zelte fast weggeweht hätte. Die Rückfahrt vom Camp erfolgte in völliger Dunkelheit und nicht ganz so rasant wie vorher bei uns (Video auf Youtube).
Ich setze mich noch kurz zu Stefan und Daniel Fischer, der mit seiner Gruppe bei einem Mirador (Ortsmarke für GoogleEarth) etwa 60 km östlich von uns beobachtet hat. Auch seine Leute waren begeistert, und alle sind vollauf zufrieden mit dem Ergebnis. Als die beiden dann nach dem Essen noch einen Rotwein bestellen, setze ich mich ab und falle müde ins Bett.


Blick auf Beobachtungsort
Dort, wo der Pfeil hinzeigt, liegt unser Ziel: das Eclipse City-Camp.


Schneeketten
Um auf den Berg zu kommen, benötigen die Jeeps Schneeketten.


Aussicht
Von oben bietet sich eine atemberaubende Aussicht.


Stative
Die Sonne strahlt von einem fast wolkenfreien blauen Himmel.


Camp
Unser kleines Expeditionscamp im Überblick.


Beobachter
Wir sind bereits tief in der partiellen Phase.


Lichtabnahme
Das Licht nimmt ab, die Schatten werden schärfer, ...


Lichtabnahme
... die Sonnensichel wird schmal.


Kurz vor 2. Kontakt
Nur noch wenige Sekunden bis zum 2. Kontakt.


Schwarze Sonne
Schwarze Sonne über den Anden!


Schattenkegel
Eine Szene wie aus einem Fantasy-Film.


Fitzroy
Unter dem Mondschatten hebt sich der Fitzroy gegen das Sonnenlicht ab,
welches jenseits der Zentralzone die Atmosphäre erhellt.


Diamantring
Mit einem goldenen, lang anhaltenden Diamantring endet die Totalität.



Panorama der Andenkette zur Zeit des 3. Kontaktes.


Sonnenuntergang
Wenige Minuten nach dem 3. Kontakt versinkt die Sonnensichel hinter den Anden, wobei ...


Letzter Sonnenstrahl
... ein weiterer Diamantring produziert wird.


Abendrot
Nach Sonnenuntergang schmückt ein unglaublich farbenprächtiges Abendrot den zunehmend bewölkten Himmel.


Abendrot
Charakteristisch für die Leeseiten von Gebirgen sind solche Lenticularis-Wolken.


Venus
In der fortgeschrittenen Dämmerung leuchtet die strahlenden Venus.


Crux
In Zenitnähe ist das Kreuz des Südens sichtbar, links unterhalb Alpha und Beta Centauri.


Sirius und Canopus
Sirius (rechts unten) und Canopus (links oben) funkeln zum Abschied über dem Camp.



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