SOFI-JAGD AM FJORD
Partielle Sonnenfinsternis am 01.06.2011IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Eclipse-Reisen.de 2011, all rights reserved |
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EINFÜHRUNG
Island steht nicht unbedingt in dem Ruf, optimale Wetterbedingungen für astronomische Beobachtungen zu bieten. Doch in diesem Fall ist der Ruf schlechter als die Wirklichkeit. Wer einmal auf der Insel im Nordatlantik war, weiß, dass dort wüstenartige Landschaften mindestens die Hälfte der Landesfläche einnehmen. Die sind zwar größtenteils durch Überweidung und den porösen vulkanischen Untergrund bedingt, aber zumindest bei den Wüstenbildungen im Nordosten des Landes spielt das Klima eine entscheidende Rolle. Dort, im Regenschatten der hohen Gebirge und Inlandvereisungen fällt ungefähr soviel Niederschlag wie in Tunesien. Entsprechend ist die Zahl der sonnigen Tage beträchtlich höher, als man das sonst im Nordatlantik kennt. Hinzu kommen oft kleinräumige Wetterwechsel von einem Fjord oder Gebirgszug zum nächsten. Dank der gut ausgebauten Ringstraße kann man kurzfristig den Standort wechseln und binnen kurzem in einen Bereich mit besseren Wetterbedingungen gelangen. Von diesen Vorteilen habe ich bereits zweimal profitiert, nämlich bei der Sonnenfinsternis am 31.05.2003 und beim Venustransit am 08.06.2004.
Neben diesem SoFi-Bericht finden Sie auf einer separaten Seite Impressionen der gesamten Reise in Form von zwei Videos und einer Auswahl von Fotos. Ergänzend stellen wir im Forum des Arbeitskreises Meteore e.V. einige der zahlreichen atmosphärischen Erscheinungen vor, die es während unserer Tour zu bestaunen gab. Bereits während der Reise hatten wir auf Eclipse-Reisen.de und für Sonnenfinsternis.org live via Twitter/Twitpic berichtet. Hinweise zu den Fotos
Um die Erläuterungstexte zu sehen, bewegen Sie bitte den Mauszeiger auf das jeweilige Vorschaubild. Durch Mausklick auf das Vorschaubild öffnet sich eine größere Version (720*540 px; ca. 65 kb) in einem separaten Fenster. Alle Fotos wurden mit einer Panasonic DMC-FZ18 aufgenommen.
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ANKUNFT IN ISLANDAls wir am Nachmittag des 29. Mai in Island eintreffen, hat Martina, unsere örtliche Reiseleiterin schlechte Nachrichten für uns, was die Wetteraussichten betrifft. Jay Anderson hatte bereits am Vortag - aufbauend auf Wettermodellen - eine ähnlich pessimistische Prognose auf der Solar Eclipse Mailing List gepostet. Aber es sind noch gut 3 Tage bis zur Finsternis, und über einen so langen Zeitraum sind die Prognosen zumindest in Island meist wenig zuverlässig. Erst etwa 24 Stunden vorher kann man mit wirklich brauchbaren Prognosen rechnen. Wir haben eine vorgeplante Rundreise mit fest gebuchten Unterkünften, aber der Möglichkeit, uns am SoFi-Abend einen Ausweichstandort in einer Entfernung von bis zu 100 Straßenkilometern um unser Quartier am Mývatn zu suchen. Das ist die Grundlage, auf der wir dann je nach Wettersituation kurzfristig Entscheidungen treffen können.
Am 30. Mai brechen wir um 09:00 Uhr von Reykjavík nach Norden auf. Ein im Vorfeld locker anvisiertes Treffen mit Jay Pasachoff ist somit nicht möglich, denn er trifft frühestens eine halbe Stunde vorher aus den USA kommend im Hilton-Hotel ein. |
DER TAG DAVOR
Auf der Vorderseite eines Tiefdruckgebiets herrschen oft günstige Bedingungen für Haloerscheinungen. An diesem 31. Mai kündet ein ausgeprägter 22°-Halo den von Westen heranziehenden Tiefausläufer an. Da wir uns ebenfalls von West nach Ost (Blönduós - Varmahlið - Akureyri - Mývatn) bewegen, kommen wir für rund 7 Stunden fast ununterbrochen in den Genuss dieses Schauspiels. Am Nachmittag legen wir - immer noch in Begleitung des Halos - einen längeren Zwischenstopp in Akureyri ein. Dort entdecke ich vor einem Geschäft ein Fernrohr, welches offenbar zur Dekoration gehört. Mit der SoFi hat es wohl nichts zu tun ... aber als ich das Teil sehe, habe ich das deutliche Gefühl, dass wir die Finsternis morgen von Akureyri aus sehen werden.
Nachdem wir unser Hotel Gígur am Mývatn bezogen und zu Abend gegessen haben, halte ich einen kurzen Einführungsvortrag zur SoFi. Dann wird es Zeit für den im Moment unangenehmen Teil - die Wetterprognosen.
Dass uns der angekündigte Tiefausläufer in Kürze erreichen wird, steht bei einem Blick aus dem Fenster unzweifelhaft fest. Ich habe jedoch den Eindruck, dass er früher kommt als erwartet - vielleicht zieht das zugehörige Tief östlich von Island schneller ab? Jay Anderson hat am Nachmittag ein Wetter-Update auf der SEML gepostet, jetzt gerade meldet er sich noch einmal: |
WETTERANALYSEN
Als ich noch vor dem Frühstück wieder ins Internet gehe, ist ein neues Update von Jay eingetroffen:
Am Nachmittag fahren einige aus der Gruppe mit Martina zu den Mývatn Nature Baths. Markus Burch, der bereits bei der SoFi-Reise 2003 mitgefahren ist, und ich setzen uns mit den Notebooks in die Lounge des Hotels und vertiefen uns in die Wetterdaten. Markus ruft einen Wetterexperten in der Schweiz an, während ich mir aktuelle Satellitenfotos anschaue (Beispiel). Alle Informationen deuten klar darauf hin, dass wir in Akureyri deutlich bessere Chancen haben werden als hier am Mývatn. Dafür spricht auch meine eigene Erfahrung mit den hiesigen Gegebenheiten. Zwar ist die Region hier um den See noch trockener als das schon niederschlagsarme (ca. 460mm / Jahr) Akureyri. Doch wenn Wolken hier oben über der gro6szlig;en Ebene liegen, dann gerne als geschlossene Decke. Dagegen bildet sich auf Grund der Lage im Inneren eines langen Fjords über Akureyri oft ein Wolkenloch, selbst wenn in der weiteren Umgebung alles bedeckt ist. Genau einer solchen Situation verdanke ich die erfolgreiche Beobachtung des Venustransits 2004. Es sieht so aus, als könnte sich das heute wiederholen. In unsere Arbeit vertieft haben wir gar nicht mehr auf das aktuelle Wetter geachtet. Inzwischen lockern die Wolken auf und die Sonne scheint auf die Hotelterrasse. Können wir vielleicht doch noch an unserem Wunschort beobachten? Während des Abendessens fische ich das neueste Bild des NOAA-Wettersatelliten ab. Dort sind über Island jetzt deutliche Auflockerungen erkennbar. Hier am See zieht es sich aber wieder mehr zu. Martina ruft Bekannte in Húsavík, einen Hotelbesitzer am Fjord bei Akureyri sowie das Wetteramt an. In Húsavík ist es bewölkt, doch am Fjord scheint die Sonne. Auch die diensthabende Dame im Wetteramt empfiehlt, Richtung Westen auszuweichen. Damit ist die Entscheidung gefallen - wir werden um 20:00 Uhr nach Akureyri aufbrechen. |
SOFI-JAGD AM FJORD
Schon kurz nach der Abfahrt sehen wir nicht nur, dass auf die Gæsafjöll, ein Tafelvulkan nördlich des Sees, Sonnenlicht fällt, sondern auch, dass es im Westen hell wird. Unsere sehr positive Stimmung bekommt einen Dämpfer, als wir das Fnjóskadalur erreichen. Dort hängt im Norden ein Wolkenstreifen, und alle Erfahrung sagt, dass sich dieser über die Berge hinweg auch in den Eyjafjörður erstrecken wird. Wie ich später feststelle, dokumentiert ungefähr zu dieser Zeit der Wettersatellit NOAA 19 die Bewölkungssituation über Island.
Noch vor dem Rastplatz (Ortsmarke für GoogleEarth) kommt die Sonne zum Vorschein, und mit den SoFi-Brillen erkennen wir sofort, dass sie "angeknabbert" ist - der erste Kontakt ist bereits erfolgt. Obwohl wir sehr zügig gefahren sind, haben wir 75 Minuten gebraucht - mir ist es ein Rätsel, warum die Fahrt heute deutlich länger gedauert hat als üblich. Nun ist Zeit, sich etwas umzusehen. Hinter uns steht ein Wagen mit einem isländischen Pärchen, das sich offenbar nicht für die SoFi interessiert, aber sich durch unsere Anwesenheit gestört fühlt. Jedenfalls fahren sie bald weg. Am anderen Ende des Rastplatzes sehe ich einen Herrn mit Teleskop, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Ich spreche ihn an - und tatsächlich, er war 2008 mit uns in China. Wie klein doch die Welt der Eclipse-Chaser ist! Und schon kommen die nächsten an: Jörg Schoppmeyer mit seiner Lebensgefährtin Nicole. Ich wusste, dass sie in Akureyri Quartier bezogen haben und hatte ihnen auch vor einiger Zeit den Rastplatz hier als Beobachtungsort empfohlen. Die beiden sind zunächst nach Grenivík hinaus gefahren, haben dann aber genau wie wir festgestellt, dass die Chancen fjordeinwärts besser sein würden. Sie wollen jetzt noch weiter nach Süden fahren, wo das Tal noch in vollem Sonnenschein liegt. Hier zieht sich die Sonne bereits hinter die Wolken zurück. Da wir aber nun einmal alles aufgebaut haben, werden wir hier auf weitere Wolkenlücken warten, die von Westen heranziehen. Ich nutze die unfreiwillige Wartezeit für ein paar Stimmungsfotos vom Fjord und für ein Bild unseres Beobachtungsortes. Einige Fotos mache ich zweimal, sowohl mit der Kamera als auch mit dem Handy, von wo ich sie via Twitpic in unseren Livestream senden kann. Dann kommt die Sonne etwa 15 Minuten vor dem Maximum der Finsternis wieder kurz zum Vorschein. Sie ist trotz der Wolkenschleier so blendend hell, dass ich nur mit viel Glück ein Foto ohne Filter hinbekomme, bevor der Vorhang bereits wieder fällt. Der Wolkenstreifen, hinter dem sich das Geschehen abspielt, ist jetzt so dicht, dass wir nicht auf weitere Lücken hoffen können. Weiter südlich liegt das Tal immer noch im Sonnenlicht. Irgendwie sind alle etwas unschlüssig, bis einer der Teilnehmer die Initiative ergreift und zum Aufbruch drängt. Die SoFi-Jagd am Fjord geht weiter.
Schon während der Fahrt nach Süden wird klar, dass sich auch dort die Sonne immer mehr zurück zieht. Wir müssen zudem erst noch einen geeigneten Standort suchen, denn diese Strecke, die ich durchaus mehrfach gefahren bin, habe ich nicht im Hinblick auf die SoFi-Beobachtung gescoutet. Schließlich entdecken wir bei der Farm Tjarnir eine Einfahrt zu einem Feldweg (Ortsmarke für GoogleEarth), wo wir halten können und auf dem Weg neben einer Aufforstung die Geräte aufstellen können. Doch wir kommen zu spät, die Wolken haben sich bereits vor die Sonne geschoben. Da wir aber nun einmal hier sind, warten wir ab. Und zumindest ermöglicht das Gegenlicht interessante Wolkenfotos. Erst am PC sehe ich später, dass die Wolken deutlich irisieren, wie so oft am isländischen Himmel. |
DER TAG DANACH
Beim Frühstück erfahre ich von den zwei Leuten aus unserer Gruppe, die nicht mit zum Fjord gefahren sind, dass es hier durchgehend bewölkt war. Dann schaue ich mich im Internet ein wenig um, wie es anderen ergangen ist. Jay Pasachoff hat bei Reykjavík eine kurze Wolkenlücke erwischt, sodass es für ein paar Belegfotos gereicht hat. Auch Jörg hat sich bereits auf der SEML gemeldet: "Nicole and I saw the eclipse from Akureyri, Island. Despite the bad weather forecast it cleared up but the northwestern sky was still cloudy. We had to change the observing place several times but in the end we saw the eclipse from first contact till ...(Anm.: Hier brach der Satz ab). We met also Stefan Krauses group on a parking place, they also had their problems with the clouds." Ich antworte ebenfalls mit einem Kurzbericht: "We observed from the parking lot overlooking the fjord that I had scouted years ago. We could see the eclipsed sun after 1st contact and a second time 15 minutes before maximum. Then we decided to switch to another place 10 kilometers up the valley. But meanwhile the sun was to near to the horizon to reappear from behind the clouds. We met Jörg at both our observing places, also another German eclipse chaser at our first viewing site."
Entgegen den Prognosen waren die Bedingungen im Luv der Skanden bei Tromsø ausgesprochen gut, wie der bekannte norwegische Amateurastronom Arne Danielsen berichtet: "I can report of great success in seeing the eclipse from Tromsø, Norway! From my location at the top of Fjellheisen (421m) overlooking Tromsø city and the wonderful alpine mountains the eclipse could be followed uninterupted throughout the whole eclipse." |