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SCHATTEN ÜBER ANTARCTICA
Sonnenfinsternis
Reisen zur totalen Sonnenfinsternis
SOFIS IN ANTARCTICA

Im Vorfeld der SoFi am 23.11.2003 kam die Vermutung auf, dies sei die erste totale Sonnenfinsternis, welche auf dem 6. Kontinent beobachtet werden wird. Sofern man nur das antarktische Festland berücksichtigt, kann dies durchaus zutreffen, wie folgender Artikel belegen wird.

Zwar tummelten sich in den Gewässern um die Antarktis schon seit dem frühen 19. Jahrhundert Robben- und Walfangschiffe. Sehr wahrscheinlich kam es dabei auch zu gelegentlichen Landungen auf der antarktischen Halbinsel. Doch erst Mitte der 90er-Jahren des 19. Jh. begann die systematische Erkundung des Festlands. Seitdem haben dort 6 totale Sonnenfinsternisse stattgefunden.

Hinweis: Durch Klicken auf das jeweilige Datum öffnet sich in einem separaten Fenster ein Diagramm der Sonnenfinsternis. Alle Diagramme wurden mit WIN-ECLIPSE 3.2 von Heinz Sscibrany erstellt.

21.09.1903
Der Kernschatten dieser SoFi des Saros-Zyklus 123 wanderte aus dem südlichen Indischen Ozean kommend über die Davis-See, um beim West Ice Shelf das antarktische Festland zu erreichen. Die Zentralzone erstreckte sich weiter über Wilkes Land bis in das transantarktische Gebirge. Es war noch die Zeit der ersten Entdecker. Nun sind diese frühen Expeditionen sehr gut dokumentiert, und keine hat sich zur fraglichen Zeit im oben skizzierten Gebiet aufgehalten.

09.05.1910
Saros-Zyklus 117 hatte der Antarktis im 19. Jahrhundert eine Reihe von SoFis gebracht. Diese hier war die letzte, die das antarktische Festland berührte, und zwar in der Gegend, wo heute die australische Station Casey liegt. An permanente Stationen war damals natürlich noch nicht zu denken, vielmehr ging das Wettrennen zum Südpol in seine letzte Phase. Doch keine Expedition hielt sich in dem vom Kernschatten getroffenen Gebiet der Ostantarktis auf.

01.10.1921
Vom Südpazifik durch die Drake-Passage, über die Nordspitze der antarktischen Halbinsel und die Weddell-See bis zum geographischen Südpol zog sich die Zentralzone einer weiteren SoFi des Saros-Zyklus 123. Damals gab es auf dem antarktischen Festland noch keine Stationen, und Oktober ist absolut nicht die Jahreszeit für Landexpeditionen. Es ist aber gut möglich, dass Walfänger auf den vorgelagerten South Shetland Islands diese Sonnenfinsternis beobachtet haben.

12.10.1939
Am 12.10.1939 zog der Kernschatten der Sonne über Terre Adélie, das transantarktische Gebirge und wiederum den geographischen Südpol. Damals gab es allerdings noch keine Antarktis-Stationen, weshalb diese SoFi, die ebenfalls zum Saros-Zyklus 123 gehörte, zumindest auf dem antarktischen Festland wohl von niemandem beobachtet wurde.

23.10.1957
Dies war die letzte totale Sonnenfinsternis im Saros-Zyklus 123. Der Kernschatten berührte das antarktische Festland an der Küste von Dronning Maud Land, einige hundert Kilometer nördlich der 1956 errichteten britischen Station Halley (auf dem Diagramm nicht korrekt dargestellt). Da Oktober nicht die Zeit für grössere Expeditionen ist, blieb die Schwarze Sonne wohl auch in diesem Fall unbeobachtet.

12.11.1985
Bezeichnenderweise ist dies die einzige totale Sonnenfinsternis seit 1970, zu der wir im Internet (bislang) keinen Beobachtungsbericht gefunden haben. Der Kernschatten zog über den Südpazifik und einen kleinen Bereich des antarktischen Festlandes in der Gegend um Cape Adare. Im Jahr 1985 gab es dort einerseits schon lange keine Station mehr, andererseits hatte der Tourismus noch nicht begonnen. Dies war nach dem 02.11.1967 (Sichtbarkeit: nördliche Weddell-See) die zweite totale SoFi des noch jungen Saros-Zyklus 152, der in den kommenden 200 Jahren als einziger totale Sonnenfinsternisse auf dem antarktischen Festland hervorbringen wird.

FAZIT:
Noch niemals hat der Kernschatten des Mondes eine Antarktis-Station überstrichen. Sieht man einmal von dem eher unwahrscheinlichen Fall ab, dass eine überwinternde Expedition eine der SoFis beobachtet hat, ohne davon Bericht zu geben, so ist wohl anzunehmen, dass die Schwarze Sonne auf dem antarktischen Festland von Menschen bislang nicht gesehen worden ist.
Was ringförmige SoFis angeht, so gibt es zumindest 2 gute Kandidaten für eine eventuelle Beobachtung, nämlich am 26.01.1990 und am 07.03.1932. Partielle Sonnenfinsternisse sind auf dem antarktischen Festland mit Sicherheit des öfteren gesehen worden, und es gibt sogar einen Beleg aus jüngster Zeit. Michael Bilos hat die partielle SoFi am 05.02.00 von der McMurdo-Station aus fotografiert. Sein Bild finden Sie HIER.

Daten zur Geschichte der Antarktis und zu den Stationen haben wir folgenden Quellen entnommen:
- Lonely Planet: Antarctica von Jeff Rubin
- Reisehandbuch Antarktis von Christian Walther

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