Die Sonnenfinsternis am 31.05.2003 ist von Deutschland wie vom ganzen deutschen Sprachraum aus lediglich als partielle Sonnenfinsternis zu sehen. Aus diesem Grund sind zahlreiche Interessenten nach Schottland und Island gereist, um sie dort ringförmig zu sehen. Doch auch auf die Daheimgebliebenen wartet eine spektakuläre Himmelsschau, sofern das Wetter es gut meint.
Eine partielle Sonnenfinsternis ist an und für sich nichts ungewöhnliches. Im Zeitraum 1951 bis 2050 sind davon in Deutschland immerhin 46 zu sehen (Übersicht). Doch in den allermeisten Fällen wird nur ein kleiner Teil der Sonnenscheibe vom Mond bedeckt; ohne SoFi-Brille bekommen Sie davon überhaupt nichts mit. Die Faustregel ist, dass erst eine Bedeckung von mindestens 50% der Sonnenfläche zu einer merklichen Lichtabschwächung führt. In dem zitierten 100-Jahreszeitraum ist das nur 18 mal der Fall. Richtig hohe Bedeckungsgrade, die zu einer so deutlichen Lichtabschwächung führen, dass selbst ein ahnungsloser Zeitgenosse sofort merkt, dass etwas besonderes im Gange ist, sind selbst für ein Gebiet von der Größe Deutschlands ein seltenes Ereignis. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Sonnenfinsternis vom 30.06.1954, bei der z.B. in Berlin um die Mittagszeit 90% der Sonne vom Mond bedeckt wurden, vielen älteren Mitbürgern nach fast 50 Jahren immer noch lebhaft in Erinnerung ist. Nur wenige Jahre später, am 15.02.1961, wurde in Süddeutschland sogar ein Bedeckungsgrad von 96% erreicht. Doch dann folgten fast 40 Jahre mit bescheidenen partiellen Sonnenfinsternissen, bis zur totalen SoFi 1999.
Wenn wir uns die kommenden 5 Dekaden ansehen, so finden wir nur drei weitere SoFis, am 12.08.2026, am 20.03.2015 und eben jetzt am 31.05.2003, bei denen in Deutschland mehr als 80% der Sonne vom Mond bedeckt werden. In Norddeutschland wird der Bedeckungsgrad dieses Mal sogar noch etwa höher als am 11.08.1999 sein. Es handelt sich also um ein wirklich bemerkenswertes Himmelsereignis, das für einen bestimmten Ort etwa so selten wie ein Merkurtransit sein dürfte. An einem Ort 50 Grad nördlicher Breite und 10 Grad östlicher Länge wird die Sonne zu maximal 80% verfinstert, wie es die nachstehende Abbildung zeigt. Nach Nordwesten hin kommen noch ein paar Prozent dazu (z.B. Helgoland 84%), nach Südosten ist es etwa weniger (z.B. Wien 76%).
Grafik mit WIN-ECLIPSE 3.0 von Heinz Sscibrany.
Doch das eigentlich faszinierende an dieser SoFi ist, dass die Sonne in manchen Teilen Deutschlands und Österreichs genau dann aufgeht, wenn das Maximum der Verfinsterung erreicht ist. Statt einer runden Scheibe schiebt sich eine je nach Klarheit der Luft dunkelrote oder feuriggelbe Sonnensichel über den Horizont - ein Anblick, den Sie wohl niemals vergessen werden. Und Sie sollten diesen Moment nicht versäumen, denn die Gelegenheit kommt vielleicht nicht mehr wieder. Erst am 12.08.2026 geht die Sonne ganz im Osten Deutschlands als Sichel unter.
Leider gibt es bei der Sache einen Wermutstropfen. Ob Sie wirklich in den Genuss der aufgehenden Sonnensichel kommen, hängt neben dem Wetter leider auch von Ihrem Beobachtungsort ab - mehr dazu auf der nächsten Seite.
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