Eine Sonnenfinsternis kommt nie allein, sondern immer in "Begleitung" einer Mondfinsternis, die sozusagen ihr (zeitlicher) Nachbar ist. Und jede Eclipse gehört zu einer Serie von etwa 75 geometrisch ähnlichen Ereignissen, die als Saros-Zyklus bekannt sind und sozusagen ihre Verwandtschaft darstellen. Durch die Kombination der beiden Zyklen Saros und Inex lassen sich zahlreiche, z.T. über Jahrtausende reichende Beziehungen zwischen Finsternisereignissen aufzeigen und auch Vorhersagen von Eclipsen in ferner Zukunft gewinnen. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, empfehlen wir Ihnen die Seiten des South African Astronomical Observatory, von earthview.com, von Robert Harry van Gent und Felix Verbelen. Hier möchten wir Ihnen die engsten Verwandten und Nachbarn der SoFi am 31.05.2003 vorstellen:
Zu jeder SoFi gehört eine MoFi, die rund 14 Tage vorher oder nachher stattfindet. In seltenen Fällen wird eine SoFi auch von 2 MoFis flankiert, die dann beide Halbschattenfinsternisse sind. Unserer SoFi im Mai 2003 geht eine Totale Mondfinsternis am 16.05.2003 voraus, die auch von Mitteleuropa aus kurz vor Sonnenaufgang noch zur Hälfte beobachtet werden kann.
Auf eine Gruppierung von 2 oder 3 SoFis und Mofis folgt knapp 6 Monate (etwa 173 Tage) später die nächste "Finsternis-Saison", wenn nämlich der andere Mondbahnknoten zwischen Sonne und Erde steht. Nach weiteren rund 173 Tagen ist das Finsternisjahr mit dem erneuten Durchgang des ersten Mondbahnknotens zwischen Erde und Sonne dann vollendet. Da das Finsternisjahr rund 20 Tage kürzer als das Kalenderjahr ist, treten die Finsternisse jedes Jahr entsprechend früher auf. Kompliziert wird die Situation dadurch, daß das Mondjahr (Zeit zwischen dem 1. und dem 13. nachfolgenden Neumond) mit 355 Tagen länger als das Finsternisjahr ist. So folgten auf die partielle Sonnenfinsternis vom 01.07.2000 die totale SoFi vom 21.06.2001 und die ringförmige SoFi vom 10.06.2002. Unsere SoFi findet im 31.05.2003 statt. Dann reißt die Serie allerdings wegen der unterschiedlichen Längen von Mond- und Finsternisjahr ab, denn am 20. oder 21.05.2004 gibt es keine Finsternis. Dafür beginnt mit der partiellen SoFi am 19.04.2004 eine neue Sequenz, die bis 2007 reicht. Nach jeweils 4 oder 5 Jahren mit 10 Tage früher eintretenden SoFis gibt es den knapp 6 wöchigen Sprung zur nächsten Serie.
Die wohl bekannteste Abfolge von nicht miteinander verwandten Finsternissen wird durch das kleinste gemeinsame Vielfache dreier himmelsmechanische Zyklen bestimmt:
1. Synodischer Monat (Zeit zwischen zwei Neumonden)
2. Drakonitischer Monat (Zeit zwischen zwei Durchgängen des Mondes durch den selben Bahnknoten)
3. Sonnenjahr zu 365,2425 Tagen
19 Sonnenjahre entsprechen fast genau 235 synodischen Monaten. Ist an einem 31. Mai Neumond, so wird dies auch 19 Jahre später der Fall sein. Dieser mindestens seit der Antike, vielleicht aber auch bereits den Erbauern von Stonehenge bekannte Zusammenhang wird als Metonischer Zyklus bezeichnet. Da aber, und das ist der Unterschied zum Saros-Zyklus (s.u.), der anomalistische Monat nicht in dieses Schema passt, sind die Finsternisse in Ihrem Charakter sehr unterschiedlich. Weil obendrein die Übereinstimmung von drakonitischen und synodischen Monaten nicht sehr genau ist, halten solche Finsternisserien nicht lange an. So ist am 31.05.2022 wiederum Neumond, es kommt aber nicht zu einer Sonnenfinsternis. Schauen wir aber in die Vergangenheit, so stoßen wir am 30.05.1984 auf eine ringförmige, am 30.05.1965 auf eine totale und am 30.05.1946 auf eine partielle Sonnenfinsternis. Für den Mai 1927 ist jedoch keine Eclipse verzeichnet.
Jede Sonnenfinsternis gehört zu einer Serie von etwa 75 geometrisch ähnlichen Ereignissen, die als Saros-Zyklus bekannt sind und sich zyklisch wiederholen.
Dahinter steckt wiederum das Prinzip des kleinsten gemeinsamen Vielfachen unterschiedlicher himmelsmechanischer Abläufe, in diesem Fall dreier verschiedener Mondmonate:
1. Synodischer Monat (Zeit zwischen zwei Neumonden)
2. Drakonitischer Monat (Zeit zwischen zwei Durchgängen durch den selben Bahnknoten)
3. Anomalistischer Monat (Zeit zwischen zwei Erdnähen des Mondes).
18 Jahre und 10 1/3, 11 1/3 oder 12 1/3 Tage (abhängig von der Zahl der dazwischenliegenden Schaltjahre) entsprechen fast genau 223 synodischen, 242 drakonitischen und zugleich 239 anomalistischen Monaten. Deshalb tritt nach dieser Zeit wieder eine sehr ähnliche Sonnenfinsternis auf. Da die Übereinstimmung jedoch nicht perfekt ist, gibt es geringfügige Unterschiede.
Deren wohl augenfälligster ist, dass aufeinanderfolgende SoFis eines Saros jeweils um 1/3 des Erdumfangs nach Westen verschoben auftreten. In den hohen nördlichen Breiten, in denen die Eclipsen des Saros 147 in unserer Zeit stattfinden, entspricht dies vom 31.05.2003, über den 10.06.2021 bis zum 21.06.2039 mehr oder weniger einer Drehung des Eclipsepfades um 120 Grad. Die dritte nachfolgende Eclipse, nach 54,09 Jahren (= Exeligmos-Periode), ist normalerweise wieder auf gleicher geographischer Länge zu beobachten wíe die ursprüngliche, jedoch um etliche Breitengrade nach Norden oder Süden verschoben. Im Fall von Saros 147 ist dies wegen der extremen Geometrie der allerersten zentralen Finsternis am 31.05.2003 anders. Ihre 3. Nachfolgerin am 01.07.2057 ist nicht etwa im Nordatlantik, sondern von der Mongolei bis Ostkanada als ringförmige SoFi zu bewundern
Da die Eclipse am 31.05.2003 die erste zentrale Finsternis des Saros-Zyklus 147 ist, gab es davor am 19.05.1985, am 09.05.1967 und am 28.04.1949 lediglich partielle SoFis in hohen nördlichen Breiten zu bewundern. Allen hier genannten SoFis des Saros-Zyklus 147 gehen als "treue Begleiter" MoFis des Saros-Zyklus 121 voraus, die bis 2021 bei abnehmender Dauer total, ab 2039 nur noch partiell sind. Einen Überblick über alle Finsternisse des Saros-Zyklus 147, zu dem die SoFi am 31.05.2003 gehört, finden Sie bei Fred Espenak.
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