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RINGFÖRMIGE SOFIS IN EUROPA
1951 - 2050
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Im Zusammenhang mit einer ringförmigen oder totalen Sonnenfinsternis kommen eigentlich immer die folgenden zwei Fragen auf:
Wann war an diesem Ort die letzte SoFi?
Wann wird hier die nächste sein?
Dank des kürzlich von Fred Espenak erstellten World Atlas of Solar Eclipse Paths lassen sich solche Fragen für den Zeitraum 1001 bis 3000 problemlos beantworten.
Die folgende Aufstellung umfasst die 8 in Europa sichtbaren ringförmigen Sonnenfinsternisse in der 100jahres-Periode 1951 bis 2050. Hinzugefügt haben wir außerdem zwei weitere, die unseren Kontinent nur knapp verfehlten, aber recht große Aufmerksamkeit fanden, sowie die letzte (1912) und die nächste (2075) im deutschen Sprachraum sichtbare. Zu allen 12 SoFis finden Sie eine kurze Anmerkung.
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17.04.1912 (Karte, Grafik)
Sichtbar: Madeira, Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Dänemark (Bornholm), Lettland, Estland, Russland
Saros 137
Die Sonnenfinsternis im April 1912 war bis kurz vor der deutschen Grenze total und wurde dann ringförmig. Wie immer bei solchen "Hybrid-Finsternissen" war die ringförmige Phase sehr kurz. Da die Berechnungen damals noch nicht so genau waren, war es vorher auch nicht ganz klar, welche Orte innerhalb der schmalen Zentralzone liegen würden. Das Ereignis fand jedenfalls damals große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, wie die nachfolgend verlinkten historischen Berichte zeigen:
Vorbericht der Neuen Zürcher Zeitung
Nachbericht der Neuen Zürcher Zeitung
Bericht aus Recklinghausen von der Reckling- häuser Zeitung
Bericht von Stephan Heinsius nach Augenzeugen- aussagen von Else Schumann
Bericht aus der Lüneburger Heide von einer Exkursion der Sternwarte Hamburg
Infos vom Gymnasium Löbau
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20.05.1966: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Griechenland, Türkei, Russland
Saros 137
Nach 54 Jahre oder 3 Sarosperioden wiederholt sich eine Sonnenfinsternis etwa auf dem gleichen Längengrad. Diese Periode wird auch als "Tripel-Saros" oder "Exeligmos-Periode" bezeichnet. Im Unterschied zu 1912 verlief der Finsternispfad diesmal etwas weiter südlich und östlich. Außerdem war die SoFi in Ihrem ganzen Verlauf ringförmig. Wie 1912 war die Zentralzone extrem schmal, am Punkt der maximalen Finsternis lediglich 3,1 km, was einer Dauer der ringförmigen Phase von knapp 5 Sekunden entspricht. Bei einer solchen fast totalen SoFi zerfällt der Sonnenring wegen des durch Gebirge zerklüfteten Mondrandes in einzelne Lichtpunkte. Daher werden extreme ringförmige Sonenfinsternisse, wie sie im Saros-Zyklus 137 auftreten, auch als "Perlschnurfinsternisse" bezeichnet. Auf einem Foto der Universitätssternwarte Wien, das 1966 in Griechenland aufgenommen wurde, ist dieser Effekt gut zu erkennen.
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29.04.1976: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Griechenland, Türkei
Saros 128
Zufälligerweiser fast deckungsgleich sind die Zentralzonen der SoFis in Saros 137 und Saros 128. Allerdings handelt es sich bei Saros 128 um klassische ringförmige SoFis, bei denen der Mond weniger als 95% des Sonnendurchmessers einnimmt. So dauerte die Finsternis am 29.04.1976 im Mittelmeergebiet weit über 6 Minuten. Einen Überblick über Saros 128 finden Sie auf einer Seite der NASA.
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30.05.1984: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Azoren, Marokko
Saros 137
Eine weitere "Perlschnurfinsternis" aus dem Saros 137, die vor allem in den USA viel Aufsehen erregte. Hier entstanden auch die eindrucksvollen Fotos von Fred Espenak. Kurz vor Sonnenuntergang erreichte die Zentralzone nach Überquerung des Atlantiks Marokko. In Europa langte es immerhin noch zu einer partiellen Finsternis, in Deutschland war es für lange Zeit - fast 10 Jahre - die letzte SoFi.
Zukünftige Finsternisse des Saros 137 finden immer weiter südlich statt, wobei der Bedeckungsgrad der Sonne allmählich abnimmt - aus Perlschnurfinsternisse werden "gewöhnliche" ringförmige SoFis.
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10.05.1994: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Azoren, Marokko
Saros 128
Die gleichen Gebiete wie 1984 erlebten erneut eine ringförmige SoFi, die für Europäer sehr günstig im nahegelegenen Marokko zu beobachten war. Grössere Aufmerksamkeit fand diese Finsternis wiederum in den USA, und dort gab es auch eine Premiere: zum ersten Mal wurde ein Eclipse-Bulletin der NASA im Internet veröffentlicht. Rein zufällig wurde anlässlich eines Verwandtenbesuchs der Schweizer Olivier Staiger in Arizona Augenzeuge dieser Sonnenfinsternis. Zum Glück, kann man nur sagen, denn dies wurde sozusagen der Geburtstag von "Klipsi" und seiner inzwischen legendären Webseite. Die Links:
Das erste Eclipse-Bulletin im Internet
Fotos aus den USA von Sébastien Gauthier
Bericht aus den USA von Olivier "Klipsi" Staiger
Bericht und Fotos aus Marokko von Karsten Bischoff
Fotos aus Marokko von Nick Quinn
Fotos aus Marokko von Geert Vandenbulcke
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31.05.2003: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Hebriden, N-Schottland, Orkney, Shetland, Färöer, Island
Saros 147
Saros 147 bringt Europa im 21. Jahrhundert eine Reihe von ringförmigen Sonnenfinsternissen; dies ist die erste davon. Da sie verkehrstechnisch gut erreichbar ist, wird sie vor allem in Grossbritannien viel Aufmerksamkeit finden.
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03.10.2005: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Portugal, Spanien (Festland, Ibiza, Formentera)
Saros 134
Die zweite ringförmige Sonnenfinsternis in Europa in Folge, ebenfalls am frühen Morgen, mit einem ähnlichen Bedeckungsgrad der Sonne wie 2003 und wie geschaffen für einen Kurztrip bzw. ein verlängertes Wochenende in Madrid oder auf Ibiza, denn Montag, der 3.10.2005, ist in Deutschland ja Feiertag.
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26.01.2028: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Portugal, Spanien (Festland, Balearen)
Saros 141
Während wir Mitteleuropäer zu den SoFis reisen müssen, werden die Spanier richtig verwöhnt. 2026 und 2027 erleben sie totale Sonnenfinsternisse und 2028 gibt es sozusagen als Zugabe noch eine ringförmige - und was für eine. Lediglich gut 90% der Sonnenscheibe werden vom Mond verdeckt, weshalb der Erdtrabant endlos lange vor der Sonne schwebt, nämlich über 10 Minuten im Maximum, in Spanien bei Sonnenuntergang wohl etwas weniger. Die Vorgängerin dieser SoFi in Saros 141, die im Januar 2010 in Ostafrika und auf den Malediven zu sehen sein wird, ist mit über 11 Minuten sogar die längste im gesamten 3. Jahrtausend!
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01.06.2030: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Griechenland, Bulgarien, Türkei, Ukraine, Russland
Saros 128
Saros 128 ist wieder da! Nach einem Gastspiel im Pazifik im Jahr 2012 wiederholt sich die Finsternis aus dem Jahr 1976 nahezu. Erneut wandert der Gegenschatten des Mondes über Griechenland und die Türkei hinweg, diesmal aber etwas weiter nördlich.
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21.06.2039: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Norwegen, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Weißrussland, Russland
Saros 147
Wir erinnern uns an 2003: so gerade eben fiel damals der Gegenschatten des Mondes in flachem Winkel über den Nordpol hinweg auf die Erde. 2 Perioden später bringt Saros 147 einen ganz normal von West nach Ost verlaufenden Finsternispfad hervor, der den Ostsee-Ländern ausgerechnet am Tag der Sommersonnenwende eine SoFi beschert.
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11.06.2048: (Karte, Grafik)
Sichtbar: Island, Färöer, Norwegen, Schweden, Estland, Lettland, Litauen, Weißrussland, Ukraine, Russland
Saros 128
Und noch einmal Saros 128, diesmal eine Exeligmos-Periode (= 54 Jahre) nach der Finsternis des Jahres 1994 in Marokko. Die inzwischen erfolgte Verschiebung nach Norden ist gewaltig, denn dies ist nun eine skandinavische SoFi. Der Gegenschatten des Mondes zieht ziemlich genau auf der historischen Seefahrtsroute der Wikinger quer über den Nordatlantik. Für die Länder um die Ostssee ist es die zweite ringförmige SoFi binnen 9 Jahren.
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13.07.2075: (Karte)
Sichtbar: Spanien (Festland, Menorca), Frankreich (Festland, Korsika), Italien, Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Ungarn, Slowakei, Tschechien, Rumänien, Polen, Ukraine, Weißrussland, Russland
Saros 147
Die Finsternisse des Saros 147 wandern allmählich nach Süden, sodass jetzt erstmals auch Mitteleuropa von der Zentralzone berührt wird. So kommt u.a. der Südosten Österreichs in den Genuss des Feuerringes. 18 Jahre später, am 23.07.2093, zieht die Zentralzone dann quer durch Nord- und Ostdeutschland. Dies ist aber nicht, wie bisweilen falscherweise behauptet wird, die nächste in Deutschland sichtbare ringförmige SoFi. Denn bereits am 27.02.2082 wird der äusserste Süden unseres Landes vom Gegenschatten des Mondes überstrichen. Das wird dann übrigens die dritte Nachfolgerin der weiter oben vorgestellten SoFi vom 26.01.2028 sein.
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