Die Sonnenfinsternis am 29.03.2006 ist vom ganzen deutschen Sprachraum aus lediglich als partielle Sonnenfinsternis zu sehen. Aus diesem Grund werden zahlreiche Interessenten in die Türkei und andere Länder reisen, um sie dort total zu sehen. Auf die Daheimgebliebenen wartet ein interessantes, aber nicht sonderlich spektakuläres Himmelsschauspiel, sofern das Wetter es gut meint.
Eine partielle Sonnenfinsternis ist nichts ungewöhnliches. Im Zeitraum 1951 bis 2050 sind davon in Deutschland immerhin 47 zu sehen (Übersicht). Doch in den allermeisten Fällen wird -wie eben auch am 29.03.2006 - nur ein kleiner Teil der Sonnenscheibe vom Mond bedeckt; ohne SoFi-Brille bekommen Sie davon überhaupt nichts mit. Die Faustregel ist, dass erst eine Bedeckung von mindestens 50% der Sonnenfläche zu einer merklichen Lichtabschwächung führt. In dem zitierten 100-Jahreszeitraum ist das nur 18 mal der Fall. Richtig hohe Bedeckungsgrade, die zu einer so deutlichen Lichtabschwächung führen, dass selbst ein ahnungsloser Zeitgenosse sofort merkt, dass etwas besonderes im Gange ist, sind selbst für ein Gebiet von der Größe Mitteleuropas ein seltenes Ereignis. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Sonnenfinsternis vom 30.06.1954, bei der z.B. in Berlin um die Mittagszeit 90% der Sonne vom Mond bedeckt wurden, vielen älteren Mitbürgern nach rund 50 Jahren immer noch lebhaft in Erinnerung ist. Nur wenige Jahre später, am 15.02.1961, wurde in Süddeutschland sogar ein Bedeckungsgrad von 96% erreicht. Weitere spektakuläre Sonnenfinsternisse waren die totale von 1999 und die partielle im Jahr 2003, bei der die Sonne als schmale, blutrote Sichel aufging. Andererseits gab es in den 70er und 80er Jahren eine lange Serie von SoFis mit niedrigen Bedeckungsgraden.
Wenn wir uns die kommenden 5 Dekaden ansehen, so finden wir nur noch zwei weitere Finsternisse, am 20.03.2015 und am 12.08.2026, bei denen in Deutschland mehr als 80% der Sonne vom Mond bedeckt werden. Auch in der Zukunft sind SoFis in der Größenordnung, wie wir sie im März 2006 erleben werden, also die Regel.
Am 29.03.2006 wird die Sonne an einem Ort 50 Grad nördlicher Breite und 10 Grad östlicher Länge zu maximal 32% verfinstert, wie es die nachstehende Abbildung zeigt. Nach Nordwesten hin sind es noch ein paar Prozent weniger (z.B. Helgoland 24%), nach Südosten wird es deutlich mehr (z.B. Graz 46%). Dort, im Südosten Österreichs, können versierte Naturbeobachter in den Minuten um die Finsternismitte eventuell eine geringfügige Veränderung des Tageslichtes wahrnehmen.
Partielle SoFi am 29.03.2006 auf 50°N / 10°E; 32.1% der Sonnenscheibe bedeckt
Grafik mit WIN-ECLIPSE 3.2 von Heinz Sscibrany.
Auch wenn Sie von der SoFi ohne direkten Blick (durch eine Schutzbrille natürlich) zur Sonne nichts bemerken werden, so hat diese Finsternis den Vorteil, dass sie mitten am Tage zu einer Zeit stattfindet, wo viele Menschen ihre Mittagspause nehmen. Die nachstehende Karte zeigt Ihnen für eine Reihe von Städten im deutschsprachigen Raum und einige angrenzende Gebiete den maximalen Bedeckungsgrad der Sonnenscheibe. Bei einigen Orte haben wir kleine Grafiken eingefügt, die das Geschehen veranschaulichen. Wenn Sie die Karte in Originalgröße aus etwa 2 Metern Entfernung betrachten, sehen Sie die "angeknabberte Sonne" ungefähr so groß, wie sie mit bloßem Auge betrachtet am Himmel erscheinen wird. Ganz egal wo sie in Mitteleuropa beobachten: stets wir der Mond von unten rechts nach oben links über die Sonnenscheibe wandern; zum Maximum der Finsternis schneidet er unten links ein mehr oder weniger weniger großes Segment aus unserem Tagesgestirn.
Partielle SoFi am 29.03.2006 in Mitteleuropa mit Bedeckungsgraden der Sonne
Grafik mit WIN-ECLIPSE 3.2 von Heinz Sscibrany.
KLICKEN SIE BITTE AUF DIE KARTE, UM DIESE IN ORIGINALGRÖSSE ZU SEHEN.
Sofern Sie mit einem - durch entsprechende Objektivfilter geschützten - Fernglas oder Teleskop beobachten oder mit der Projektionsmethode arbeiten - achten Sie auf etwaige Sonnenflecken, die vom Mond "verschluckt" und später wieder freigegeben werden.
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