Eine Sonnenfinsternis kommt nie allein, sondern immer in "Begleitung" einer Mondfinsternis, die folglich ihr (zeitlicher) Nachbar ist. Und jede Eclipse gehört zu einer Serie von etwa 75 geometrisch ähnlichen Ereignissen, die als Saros-Zyklus bekannt sind und sozusagen ihre Verwandtschaft darstellen. Durch die Kombination der beiden Zyklen Saros und Inex lassen sich zahlreiche, z.T. über Jahrtausende reichende Beziehungen zwischen Finsternisereignissen aufzeigen und auch Vorhersagen von Eclipsen in ferner Zukunft gewinnen. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, empfehlen wir Ihnen die Seiten des South African Astronomical Observatory, von earthview.com, von Robert Harry van Gent und Felix Verbelen. Hier möchten wir Ihnen die engsten Verwandten und Nachbarn der SoFi am 29.03.2006 vorstellen:
Zu jeder SoFi gehört eine MoFi, die rund 14 Tage vorher oder nachher stattfindet. In seltenen Fällen wird eine SoFi auch von 2 MoFis flankiert, die dann beide Halbschattenfinsternisse sind. Unserer SoFi im März 2006 geht eine Halbschatten-Mondfinsternis am 14.03.2006 voraus, bei der der Mond komplett in den Halbschatten der Erde eintritt. Diese MoFi kann auch von Mitteleuropa aus beobachtet werden.
Auf eine Gruppierung von 2 oder 3 SoFis und Mofis folgt knapp 6 Monate (etwa 173 Tage) später die nächste "Finsternis-Saison", wenn nämlich der andere Mondbahnknoten zwischen Sonne und Erde steht. Nach weiteren rund 173 Tagen ist das Finsternisjahr mit dem erneuten Durchgang des ersten Mondbahnknotens zwischen Erde und Sonne dann vollendet. Da das Finsternisjahr rund 20 Tage kürzer als das Kalenderjahr ist, treten die Finsternisse jedes Jahr entsprechend früher auf. Kompliziert wird die Situation dadurch, daß das Mondjahr (Zeit zwischen dem 1. und dem 13. nachfolgenden Neumond) mit 355 Tagen länger als das Finsternisjahr ist. So folgt auf die partielle Sonnenfinsternis vom 19.04.2004 die ringförmig-totale SoFi vom 08.04.2005. Unsere totale Sonnenfinsternis findet am 29.03.2006 statt, danach eine partielle SoFi am 19.03.2007. Dann reißt die Serie allerdings wegen der unterschiedlichen Längen von Mond- und Finsternisjahr ab, denn am 09.03.2008 gibt es keine Finsternis. Dafür beginnt mit der ringförmigen SoFi vom 07.02.2008 eine neue Sequenz, die bis 2011 reicht. Nach jeweils 4 oder 5 Jahren mit 10 Tage früher eintretenden SoFis gibt es den knapp 6 wöchigen Sprung zur nächsten Serie.
Die wohl bekannteste Abfolge von nicht miteinander verwandten Finsternissen wird durch das kleinste gemeinsame Vielfache dreier himmelsmechanische Zyklen bestimmt:
1. Synodischer Monat (Zeit zwischen 2 Neumonden)
2. Drakonitischer Monat (Zeit zwischen 2 Durchgängen des Mondes durch den selben Bahnknoten)
3. Sonnenjahr zu 365,2425 Tagen
19 Sonnenjahre entsprechen fast genau 235 synodischen Monaten. Ist an einem 29. März Neumond, so wird dies auch 19 Jahre später der Fall sein. Dieser mindestens seit der Antike, vielleicht aber auch bereits den Erbauern von Stonehenge bekannte Zusammenhang wird als Metonischer Zyklus bezeichnet. Da aber, und das ist der Unterschied zum Saros-Zyklus (s.u.), der anomalistische Monat nicht in dieses Schema passt, sind die Finsternisse in Ihrem Charakter sehr unterschiedlich. Weil obendrein die Übereinstimmung von drakonitischen und synodischen Monaten nicht sehr genau ist, halten solche Finsternisserien nicht lange an. So stoßen wir zwar am 29.03.2025 auf eine partielle SoFi, nicht jedoch Ende März 2044. Der Blick in die Vergangenheit zeigt uns eine ringförmig-totale Finsternis am 29.03.1987 und eine partielle SoFi am 28.03.1968, mit der diese Serie von 4 Finsternissen begann.
Jede Sonnenfinsternis gehört zu einer Serie von etwa 75 geometrisch ähnlichen Ereignissen, die als Saros-Zyklus bekannt sind und sich zyklisch wiederholen.
Dahinter steckt wiederum das Prinzip des kleinsten gemeinsamen Vielfachen unterschiedlicher himmelsmechanischer Abläufe, in diesem Fall dreier verschiedener Mondmonate:
1. Synodischer Monat (Zeit zwischen 2 Neumonden)
2. Drakonitischer Monat (Zeit zwischen 2 Durchgängen durch den selben Bahnknoten)
3. Anomalistischer Monat (Zeit zwischen 2 Erdnähen des Mondes).
18 Jahre und 10 1/3, 11 1/3 oder 12 1/3 Tage (abhängig von der Zahl der dazwischenliegenden Schaltjahre) entsprechen fast genau 223 synodischen, 242 drakonitischen und zugleich 239 anomalistischen Monaten. Deshalb tritt nach dieser Zeit wieder eine sehr ähnliche Sonnenfinsternis auf. Da die Übereinstimmung jedoch nicht perfekt ist, gibt es geringfügige Unterschiede, wie sich am Beispiel von Saros 139, zu dem die Sonnenfinsternis am 29.03.2006 gehört, zeigen lässt:
Der wohl augenfälligste Unterschied ist, dass aufeinanderfolgende SoFis eines Saros jeweils um 1/3 des Erdumfangs nach Westen verschoben auftreten. Die SoFi am 08.04.2024 wird deshalb in Nordamerika zu beobachten sein. Eine Saros-Periode später, nach mittlerweile 36,06 Jahren, ist die SoFi wiederum etwa 120 Längengrade weiter westlich sichtbar. Am 20.04.2042 wird die Schwarze Sonne über dem West-Pazifik erscheinen. Die dritte nachfolgende Eclipse, nach 54,09 Jahren (= "Tripel-Saros" oder Exeligmos-Periode), ist dann wieder ungefähr auf gleicher geographischer Länge zu beobachten wie die zuerst betrachtete, jedoch in der Regel ein wenig nach Norden oder Süden verschoben. Der Totalitätsstreifen am 30.04.2060 verläuft etwas südlich von dem des Jahres 2006, weshalb Zypern dann in der Zentralzone liegen wird.
Der Blick zurück ist gleichsam spiegelbildlich. Am 18.03.1988 verlief der Finsternispfad durch den West-Pazifik. Es gibt von dieser SoFi eine lesenswerten Bericht mit Fotos von Kryss Katsiavriades. Davor, am 07.03.1970, war die Ostküste Nordamerikas im Bereich der totalen Verfinsterung. Damals erlebte Fred Espenak (Bericht & Fotos) seine erste totale Sonnenfinsternis. 18 Jahre zuvor hatten am 25.02.1952 der Mittlere Osten und der Sudan, wohin Max Waldmeier (Mitte der Seite - bitte hinunterscrollen) eine Expedition leitete, die Schwarze Sonne gesehen.
In fernerer Zukunft, am 16.07.2186, wird Saros 139 eine der längsten totalen SoFis des 3. Jahrtausends hervorbringen. Für 7min29sek wird die Schwarze Sonne über dem Atlantik nördlich von Brasilien zu sehen sein. Einen Überblick über alle Finsternisse des Saros-Zyklus 139 finden Sie bei Fred Espenak.
Allen SoFis des Saros-Zyklus 139 gehen bis zum Jahr 2150 als "treue Begleiter" MoFis des Saros-Zyklus 113 voraus, die bis 1988 bei abnehmender Magnitude und Dauer partiell waren, aber ab 2006 nur noch Halbschattenfinsternisse sind. Tritt der Mond 2006 noch komplett in den Halbschatten ein, so ist bereits 2096 die Magnitude so gering, das die Finsternis für das bloße Auge nicht mehr wahrnehmbar sein wird.
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