AUF STAUBIGER PISTE (28.05.03)
Übersichtskarte Mývatn - Húsavík (JPEG, 288 kb)
Heute stehe ich noch etwas früher als sonst auf, denn um 9 Uhr geht es bereits am Mývatn los zur klassischen Rundfahrt Dettifoss - Ásbyrgi - Húsavík. Zunächst gibt es aber einige kurze Stopps an Aussichtspunkten und an den 3 möglichen Beobachtungsorten (Beschreibungen als PDF-Datei, 562kb) entlang der S1 zwischen Námaskarð und Grímsstaðir, die ich ja bereits vergangenen Donnerstag besucht hatte. Mit Tempo 80 geht es dann über die Wüstenpiste Richtung Dettifoss, der Bus mit der Gruppe voran, ich mit dem PKW hinterher.
Der Bus wirbelt eine Menge Staub auf
Während die Reisegäste den Wasserfall erkunden und Fotos von dem eindrucksvollen Canyon machen, unterhalte ich mich mit Rosemarie Oswald, der Reiseleiterin. Sie war bereits 1963 zum ersten Mal in Island. Damals gab es noch keine Straßen zum Dettifoss, nur einen Jeeptrack auf der anderen Flussseite, den ein Farmer angelegt hatte. Rosemarie hat Geologie in Köln studiert und ist daher mit all den Phänomenen, die es hier zu sehen gibt, bestens vertraut. Dass gilt natürlich auch für die Vermischung von klarem Quellwasser mit milchigem Gletscherwasser, die mir zum ersten Mal bewusst ins Auge fällt.
Blick in den Canyon der Jökulsá á Fjöllum
Der Dettifoss ist der größte Wasserfall im Canyon
Kontrast: Klares Wasser mischt sich mit Gletscherwasser
Bei einem kürzeren Halt auf der roten Bimsfläche am Hrafnagilsfoss werden erstmals die SoFi-Brillen in Betrieb genommen; die Sonne bietet gerade einen mit bloßem Auge erkennbaren Sonnenfleck, der die Nummer 365 trägt. Das nachstehende Bild aus den Archiven von spaceweather.com zeigt die aktuellen Sonnenflecken vom 28.05.03:
Nach der Begutachtung eines weiteren möglichen Beobachtungsortes (Beschreibungen als PDF-Datei, 562kb) geht es mit riesigen Staubfahnen im Schlepptau runter nach Ásbyrgi. Während Rosemarie mit der Gruppe eine Wanderung im Canyon bei Hljóðaklettar unternimmt, mache ich es mir in der Cafeteria von Ásbyrgi gemütlich. Die Küche ist leider nicht in Betrieb, vor dem Stichtag 1. Juni steht die touristische Infrastruktur in Island eben nur eingeschränkt zur Verfügung. Also begnüge ich mich mit 2 Hotdogs und Kaffee, schalte mein Notebook ein und schreibe Reiseberichte. Später telefoniere ich mit Katja, die jetzt endlich alle Buchungen für den SoFi-Beobachtungsflug ab Düsseldorf abgewickelt hat. Morgen wird sie sich in Düsseldorf mit dem Piloten und Initiator des Fluges, Max Schwendenwein, treffen.
Viel zu spät bin ich am vereinbarten Treffpunkt mit der Gruppe, die aber auch noch nicht da ist. Ich entschließe mich spontan dazu, ihnen entgegenzufahren. Die Piste auf der Westseite der Jökulsá á Fjöllum ist jetzt zumindest bis Hljóðaklettar perfekt aufgeschottert, kein Vergleich zu der Abenteuertour, die ich hier vor 2 Jahren noch unternehmen musste, die Fahrtzeit hat sich mehr als halbiert. Die Gruppe treffe ich dann beim Picnic an einem idyllisch murmelnden Bach an.
Idyllischer Bachlauf am Rand des Canyons
Klicken Sie HIER, um den Bach zu hören.
Viel später als geplant fahren wir weiter. Ich bin gespannt, wieweit der Ausbau der S85 im Anstieg auf die Halbinsel Tjörnes gediehen ist. Nein, die neue Trasse ist noch nicht fertig, nach wie vor geht es über den Steilanstieg - unten Gas geben und dann mit Schwung hoch. Am Aussichtspunkt Kelduhverfi, einem der schönsten der möglichen Beobachtungsorte für die SoFi, wird noch einmal eine längere Pause eingelegt. Die Gruppe hat meine Vorgehensweise bereits verinnerlicht, sofort kommt die Frage nach den Problemen an dieser Stelle. An den beiden anderen Beobachtungspunkten halten wir nur noch kurz, dann fahre ich mit der Köchin vor, während die anderen noch einen kurzen Spaziergang durch Húsavík unternehmen. Dieter Best und Dirk Ewers bleiben gleich da und nehmen an einer Whale Watching-Tour teil. Wegen einer französischen Gruppe gibt es heute doch noch eine Abendabfahrt. Rosemarie wird die beiden später abholen.
Möglicher SoFi-Beobachtungsort an der Nordküste
Im Gruppen-Quartier (Birkihraun 11 in Reykjahlið) ist am Nachmittag der astronomische Fachbegleiter, Uwe Reimann, mit seiner Lebensgefährtin Elisabeth eingetroffen. Beim gemeinsamen Abendessen stellen sich alle gegenseitig vor, und jeder erzählt kurz von seinen Sonnenfinsternissen. Einige erinnern sich an eine Finsternis in ihrer Jugend und meinen, diese sei in Deutschland total gewesen. Es kann sich nur um die vom 30.06.1954 handeln, die um die Mittagszeit in Deutschland zu sehen gewesen ist. Es muss damals ungewöhnlich dunkel geworden sein, obwohl es nur eine (sehr tiefe) partielle Finsternis war. Offensichtlich war dies eins der eindrucksvollsten astronomischen Ereignisse jener Zeit.
Wir beschäftigen uns dann aber doch mit der anstehenden ringförmigen Sonnenfinsternis in Island, die das Thema eines Vortrages von Uwe Reimann ist. Später schauen wir uns an meinem Notebook die Fotos der Beobachtungsorte (PDF-Datei, 562kb), die ich in den letzten Tagen gemacht habe und sprechen eine erste grobe Strategie ab. Noch ist es früh, um detaillierte Pläne zu fassen, zu unsicher sind die Wetterprognosen.
Rosemarie fährt nach Húsavík und bringt die beiden Whale Watcher zurück, immer noch liegt Nebel auf der S87. Die Fahrt durch die Bucht Skjálfandi war recht erfolgreich, sie haben Delfine und Zwergwale gesehen.
Es ist schon früh am Morgen, als ich durch die weiße Nacht zurück nach Akureyri fahre; erst gegen 3.30 Uhr bin ich wieder in meinem Quartier.
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