Dieser Bericht basiert auf dem Livereport, den wir während unserer Reise in China erstellt haben.
DIENSTAG, 05.08.2008: Am Ufer des Huangpu
Heute sind wir auf uns alleine gestellt, denn Herr Chen wird den ganzen Tag in der Stadt unterwegs sein, um sich über die neuesten Entwicklungen im hiesigen Hotelangebot zu informieren. Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir mit dem Taxi zum Bund. Es ist heute zwar wieder extrem heiß, aber zumindest ein paar Grad weniger als gestern. Zudem ist auch die Luftfeuchtigkeit etwas zurückgegangen. Inzwischen haben wir uns den Verhältnissen aber auch ganz gut angepasst; das wichtigste Utensil ist eine Flasche Mineralwasser, die man stets mit sich führen sollte. Wichtig ist, dass man regelmäßig, aber in kleinen Schlucken trinkt. Ein eher gemütliches Gehtempo ist ebenfalls hilfreich. Da wir ohnehin ziemlich viel fotografieren, ergibt sich letzteres fast zwangsläufig. Nirgendwo in Shanghai trifft man auf soviele Touristen wie am Bund (Foto) . Typischerweise werden sie mit dem Bus herangekarrt, schwärmen etwas aus, um zu fotografieren und verschwinden dann wieder im klimatisierten Fahrzeug. Da dies bei allen Sehenswürdigkeiten in Shanghai so gehandhabt wird, muss man praktisch nur um die nächste Straßenecke biegen, um in eine rein chinesische Umgebung einzutauchen.
Der Bund ist nicht nur Flaniermeile (Foto), sondern auch wegen der gut erhaltene Bebauung aus der Kolonialzeit (Foto) sehenswert. In den letzten 20 Jahren ist zudem auf der anderen Seite des Huangpu das Wolkenkratzer-Viertel Pudong (Foto) als optischer Kontrast mit attraktiven Fotomotiven (Beispiel) hinzu gekommen. Wahrzeichen der inzwischen weltbekannten Skyline ist der Oriental Pearl Tower (Foto). Am Bund starten auch die zahlreichen Ausflugsschiffe zu ihren ein bis dreistündigen Rundfahrten auf dem Fluss. Ferner gibt es eine Personenfähre hinüber nach Pudong. 2006 war Angi mit ihrer Gruppe in dem Café auf dem Dach des Peace Hotels (Bericht). Das ist jetzt nicht möglich, weil das historische Gebäude renoviert wird. Wir winken deshalb ein Taxi heran und fahren in die Altstadt.
Blick über den Huangpu auf die berühmte Skyline von Shanghai.
An der Uferpromende Bund findet man einige markante Beispiele der Kolonialarchitektur.
Ausflugsschiff und Restaurantschiff am Bund.
Ein zufälliger Blick nach oben zeigt uns einen 22°-Halo um die fast im Zenit stehende Sonne.
In der Altstadt von Shanghai findet man hauptsächlich auf alt gemachte Gebäude. Zumindest gibt es in den Seitengassen (Foto) einen typischen Straßenmarkt. Etwas weiter stößen wir auf den buddhistischen Tempel der Stadtgötter, in dem wir uns etwas umsehen. Von hier sind es nur noch ein paar Schritte zum berühmten Teehaus, zu dem die Zickzackbrücke (Foto) führt. Direkt daneben befindet sich der Yu-Garten, eine grüne und ruhige Oase in der hektischen und weitgehend zubetonierten Großstadt. Angi war damals (Bericht) mit einem Guide hier, der die Bedeutung der sorgfältig aufeinander abgestimmten Gestaltungselemente dieses typischen chinesischen Gartens erläutern konnte. Auf solche Information müssen wir heute verzichten. Wir bummeln stattdessen einfach umher und schauen uns mit viel Muße die geschwungenen Holzdächer (Foto) und die Fische (Foto) an und hören dem Konzert der Zikaden zu. Die Anlage ist nur etwa 4 Hektar groß; durch den geschickten Aufbau wirkt sie jedoch viel ausgedehnter.
Nachdem wir den Garten verlassen haben, entschließen wir uns zu einem Besuch des Teehauses. Eigentlich wollen wir nur kurz hereinschauen, doch dann wird daraus eine ganze Stunde, da wir an einer Teezeremonie (Foto) teilnehmen. Mit viel Erfahrung und Geschick werden die besten Tees (Foto), die China zu bieten hat, serviert. Von manchen Sorten können bis zu 15 Aufgüsse gemacht werden. Trotz (oder wegen?) der Hitze hat der Tee eine ausgesprochen belebende Wirkung. Das Teehaus ist übrigens ein Staatsbetrieb; stolz zeigt man uns die Fotos diverser Regierungschef, die bereits hier zu Gast waren, darunter auch Gerhard Schröder. Alle Teesorten sind aus biologischem Anbau und entsprechend teuer. Doch wir möchten zum einen für uns etwas von den Köstlichkeiten mitnehmen, zum anderen benötigen wir Material für unsere bei der AME im September geplante chinesische Teestube. Wir kaufen von 5 verschiedenen Sorten (Jasmintee, Grüner Tee, Blütentee (Foto), Pu'er und Oolong) kleinere Mengen ein, die sich auf über 100 Euro summieren. Trotzdem ist das nicht wirklich teuer, denn mit unseren Einkäufen werden wir - wie sich später herausstellt - nicht nur die AME versorgen, sondern auch uns selber für fast ein halbes Jahr.
Noch ganz begeistert von der genussreichen Stunde im Teehaus stürzen wir uns wieder ins Getümmel und bummeln durch den touristischen Teil der Altstadt. Angi sucht nach einem Souvenir für ihre Schwester, findet aber nichts wirklich Überzeugendes. Da wir noch arbeiten möchten - immerhin soll der Bürobetrieb auch während unserer Abwesenheit in kundenfreundlichen Bahnen verlaufen - halten wir ein Taxi an und lassen uns zum Holiday Inn Downtown zurückbringen. Wie immer ist der Verkehr sehr stockend, was Gelegenheit gibt, während der Fahrt einige besonders markante Wolkenkratzer zu fotografieren (Beispiel 1, Beispiel 2, Beispiel 3).
Im Yu-Garten.
Altes und neues China in einem Bild.
Im bekannten Teehaus an der Zickzack-Brücke.
Nach gut zwei Stunden konzentrierter Arbeit planen wir noch einen kleinen Spaziergang. Allerdings kommen wir nicht weit, weil wir in der Hotellobby auf ein paar Kunden treffen, mit denen sich rasch eine lebhafte Unterhaltung entwickelt. Plötzlich taucht Herr Chen auf und teilt uns mit, dass er noch das nicht weit entfernt gelegene Holiday Inn Express Hotel Zhabei besichtigen möchte, ob wir nicht mitkommen wollen. Natürlich wollen wir, immerhin ist das hier ja eine Dienstreise. Zunächst schauen wir uns aber noch ein anderes Zimmer (Foto) hier im Haus an. Das Holiday Express, zu dem wir wiederum mit dem Taxi gelangen, hat einen schnörkellosen Standard (Foto). Es richtet sich vor allem an Geschäftsleute, die ein Zimmer (Foto) für die Nacht suchen und nicht viele Freizeitangebote benötigen. Dementsprechend gibt es ein Business Center mit mehreren Internet-Arbeitsplätzen (Foto) . Für unsere Kunden erscheint uns das Holiday Inn Downtown doch etwas überzeugender.
Herr Chen hat freundlicherweise für uns zwei Packungen Jasmin-Tee gekauft. Wir hatten gestern über unsere Pläne bei derAME gesprochen und konnten da noch nicht wissen, dass wir heute im Teehaus einkaufen würden. Wie es scheint, werden wir demnächst reichlich chinesischen Tee trinken.
Heute essen wir alleine zu Abend und müssen uns daher auch selber mit der Speisekarte beschäftigen. Da unser Appetit auf eingelegte Seegürkchen oder Deep Fried Jellyfish eher gering ist, halten wir uns an die hervorragenden Fleischgerichte, z.B. Huhn mit Chilli (extrem scharf) oder mariniertes Schwein (süß-sauer). Nach dem Essen ziehen wir uns rasch auf die Zimmer zurück, weil wir packen und zudem morgen sehr früh aufstehen müssen. Ich fahre gegen 22:00 Uhr aber noch einmal in die Lobby (Foto) runter, um dort einen gemütlichen Nachtkaffee zu trinken, während ich der Klavierspielerin lausche.
Kameraschenk durch die Lobby des Hotels Holiday Inn Downtown.